Leitbild

Gottes Gastfreundschaft als Grundlage unserer Gemeindearbeit

In den letzten beiden Jahren haben sich Kirchengemeinderat und Gemeindebeirat unserer Kirchengemeinde mit der Frage nach einem biblischen Leitbild für die Gemeindearbeit beschäftigt.

Wohl wissend, dass solche Thesen mit Leben zu füllen sind, und die Buntheit einer Kirchengemeinde niemals ganz beschreiben, war es uns dennoch wichtig, einmal grundsätzlich und zusammenhängend die Gemeindearbeit zu betrachten.

Inspiriert hat uns dabei die Lektüre eines Buches von Wolfgang Vorländer mit dem Titel: „Gottes Gastfreundschaft im Leben der Gemeinde“

    1. Symboldarstellung des Abendmahls mit Brot und WeinkelchIm Zentrum unserer Gemeinde steht Jesus Christus. Er lädt alle Menschen zu sich ein. Diese Einladung gilt den Nahen und den Fernen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Leistung oder Frömmigkeit.
    2. Wer die Einladung Gottes durch Jesus Christus annimmt, der erfährt Gottes Güte und Zuwendung – zeichenhaft und einmalig in der Taufe, wiederkehrend im Abendmahl am Tisch des Herrn. Durch diese beiden Sakramente und durch die Verkündigung des Wortes Gottes wird die Gemeinde Jesu gebaut und erhalten.
    3. Jesu Leben und Handeln, wie es im Neuen Testament bezeugt wird, Jesu offene Praxis der Gastfreundschaft ist uns Vorbild für unser missionarisch-diakonisches Handeln.
      1. Zur Praxis der Kindertaufe gehört für uns die Verantwortung für unsere Kindertagesstätte „Oberlinhaus“, sowie einladende Kinder-, Konfirmanden- und Jugendarbeitsformen und offene Angebote für Suchende. All diese Formen der Begleitung und Förderung von Kindern und Jugendlichen sind zugleich Tauferinnerung bzw. bei noch nicht getauften Kindern Einladung zur Taufe.
      2. Zur Praxis des Abendmahls als Ausdruck und Feier der Gastfreundschaft Gottes gehört für uns die Einladung an (getaufte) Kinder sowie Christen anderer Konfessionen („eucharistische Gastfreundschaft“) zum Tisch des Herrn.
    4. Gottes Gastfreundschaft konkretisiert sich immer wiederkehrend in der Feier des Abendmahls. Das bedeutet:
      1. Wir werden zuerst selbst der Güte Gottes vergewissert und erfahren Gottes Gastfreundschaft als Stärkung für uns. Sinnlich erfahrbar werden wir in den Raum der Liebe Gottes gestellt. Gott deckt uns den Tisch.
      2. Zugleich werden andere immer wieder und grundsätzlich in Seine Nähe eingeladen und gerufen. „Sammlung“ und „Sendung“ fallen hier zusammen. Wir erfahren Gottes Zuwendung und Güte für uns selbst und wollen dies auch anderen weitergeben.
    5. Altar der Wössinger KircheWir wollen als Kirchengemeinde von dieser Mitte her, dem Tisch des Herrn, unser Leben in der Gemeinde gestalten: Gottes Gastfreundschaft soll mit allen Sinnen erfahren und gelebt werden.
      1. Das hat Auswirkungen auf die Gestaltung der Gebäude und Räume der Kirchengemeinde. Diese sollen dazu dienen, dass Menschen sich wohl fühlen und sich vom Gastgeber eingeladen und willkommen wissen.Auch der kirchenmusikalische Schwerpunkt unserer Kirchengemeinde dient diesem Ziel in hervorragender Weise. Wir verpflichten uns zugleich, auch diejenigen nicht aus den Augen zu verlieren, die sich nicht an diesem Schwerpunkt aktiv oder passiv beteiligen möchten bzw. können.
    6. Das Modell der Gastfreundschaft ermöglicht und erfordert eine Gemeinde, die sich als „Beziehungskirche“ versteht. „Events“ bauen nicht dauerhaft Gemeinde. Gemeinde wird vielmehr gebaut durch persönliche Beziehungen: Menschen begleiten, ihnen zuhören, den Weg mit ihnen gehen, Interesse für sie zeigen.
    7. Um Beziehungen zu Gott und untereinander zu fördern, ist es notwendig, Prioritäten zu setzen, d.h. die bewährten und die neuen Formen des Gemeindelebens immer wieder kritisch zu befragen.
      1. Um Beziehungen untereinander zu fördern, ist es nötig, Menschen am Leben der Kirchengemeinde sinnvoll zu beteiligen: Beteiligung an der Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten, Festen, Aktionstagen, sowie regelmäßige Gemeindebeiratssitzungen und Gemeindeversammlungen.
      2. Um eine Vertiefung der Beziehung zu Gott zu fördern, wird die Kirchengemeinde auch die Zeiten der Stille und der Einkehr wichtig nehmen und Freiräume dafür schaffen.
    8. Das Hören auf das Wort Gottes, das Feiern des Abendmahls und die Bereitschaft, sich auf Gott im Gebet einzulassen, sind Voraussetzungen für das rechte Ringen der Gemeinde um die konkreten Schritte im Gemeindeaufbau. Für eine Kirchengemeinde kommt es bei aller Orientierung am Leitbild von „Gottes Gastfreundschaft“ darauf an, dem Geist Gottes Raum zu geben und um Weisheit zu bitten, den jeweils rechten Zeitpunkt einer Sache zu erkennen. 
    9. Konkrete Anliegen und Schritte auf diesem Weg sind:
      1. die regelmäßige Einladung zu Gottesdienst und Abendgebet, insbesondere zur Feier des Abendmahls, sowie zu den Gruppen und Kreisen der Gemeinde.
      2. besondere Gottesdienste für Zielgruppen, z.B. Jugendliche, Taufeltern, junge Familien, Trauernde, usw.
      3. die regelmäßige Öffnung der Kirche zu Stille und Gebet am Sonntag.
      4. regelmäßige und einmalige Angebote der Begegnung und des Miteinander-Feierns.
      5. die Förderung, Begleitung und Intensivierung der Kinder- und Jugendarbeit.
      6. der Ausbau des Besuchsdienstes, indem sich die Gemeinde als gastfreie Gemeinde erweist: Sie verschenkt Zeit und Zuwendung.
      7. regelmäßige Einkehrzeiten des Kirchengemeinderats, d.h. Klausurtag und Klausurwochenende jeweils 2-jährig im Wechsel, sowie „Angebote der Stille“ für die ganze Gemeinde.

Wir sind als ganze Gemeinde eingeladen und aufgefordert, dieses Leitbild mit Leben zu füllen. Unser Gemeindeleben soll sich daran orientieren, und umgekehrt müssen sich diese Thesen auch in der Praxis bewähren. Möge uns dazu Jesu Zusage aus Joh 15 ermutigen: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“