Das Pfarrhaus
Bis zum Jahr 1824 hatte Wössingen zwei Pfarrhäuser, da es bis dahin auch zwei Kirchen gab. Seit 1556, als Markgraf Karl die Reformation in seinen Gebieten einführte, wurden die beiden Pfarrstellen jeweils mit einem evangelischen Geistlichen besetzt. Nach der Vereinigung beider Gemeinden aus Unter- und Oberwössingen im Jahre 1816 wurden die beiden Pfarrhäuser an Privatleute verkauft. Zur neuen gemeinsamen evangelischen Kirche am Weinbrennerplatz wurde 1824 ein neues Pfarrhaus im Weinbrennerstil erbaut. Eine imposante Sandsteintreppe verbindet noch heute Kirche und Pfarrhaus – der Architekt hat ein Ensemble geschaffen, das so in Baden einmalig ist. Am 29. März 1823 wurde der „Neubau“ vergeben. Der Platz hatte 2300 Gulden gekostet. Das Bauen verzögerte sich nach Vergabe der Arbeiten um ein Jahr, weil man beim Graben der Fundamente feststellte, dass der Baugrund aus lauter angeschwemmtem Schlamm bestand. So musste man einen „eichenen Rost“ einlegen. Die gesamte Bausumme des neuen Pfarrhauses ergab mit sämtlichen Gebäuden und Brunnen 10459 Gulden und 32 Kreuzer.
Im Jahr 1945 wurde das Haus bei einem Bombenangriff getroffen , und zwar so stark, dass fast nur noch die Außenmauern stehen blieben. Mit vielerlei tatkräftiger Unterstützung aus der Bevölkerung wurde das Pfarrhaus im alten Stil 1945/46 wieder aufgebaut. Nach einer grundlegenden Renovierung im Jahr 1967/68 wurde festgestellt, das der „eichene Rost“ sich stark abgesenkt hatte. Die Fundamente mussten mit Stahlbeton saniert werden.
Noch heute gehört es zum besonderen Charme des Pfarrhauses, dass kein einziger Raum (bedingt durch die sich absenkenden Eichenbalken) einen 90°-Winkel aufzuweisen hat, und Schwellen und Türen eigentümlich „schräg“ verlaufen – den Bewohnern und Besuchern ein Symbol für das eigene Leben… „Gott kann auch auf krummen Linien gerade schreiben“, sagt ein Sprichwort. Übrigens: Im UG des Pfarrhauses befindet sich das Pfarrbüro.