Gottesdienst für Zuhause am 20. Sonntag nach Trinitatis

 (25.10.20)

 

Begrüßung und Votum

Wir gehören zum dreieinigen Gott – der da war und der da ist und der da sein wird. In ihm dürfen wir uns verwurzelt wissen. In seinem Namen kommen wir zusammen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN

Psalm 119

1 Wie glücklich ist, wer stets unsträflich lebt und jederzeit des HERRN Gesetz befolgt!
2 Wie glücklich ist, wer Gottes Weisung ausführt
und wer mit ganzem Herzen nach ihm fragt!
3 Bei solchen Menschen findet sich kein Unrecht,
weil sie in allem Gottes Willen tun.
4 Du, HERR, hast deine Vorschriften gegeben,
damit man sich mit Sorgfalt danach richtet.
5 Ich möchte unbeirrbar dabei bleiben,
mich deinen Ordnungen zu unterstellen!
6 Dann brauchte ich nicht mehr beschämt zu sein
im Blick auf die Gebote, die du gabst.
7 Was du entschieden hast, präg‘ ich mir ein
und preise dich dafür mit reinem Herzen.
8 An deine Ordnungen will ich mich halten;
steh du mir bei und lass mich nicht im Stich!

Gebet

Wir wissen, auf Dich können wir uns verlassen, Dein Wort will uns Orientierung und Halt geben. Öffne unsere Augen, damit wir achtsam mit uns und anderen umgehen. Vergib uns, wenn unser Herz verschlossen war und wir Fehler gemacht und Schuld auf uns geladen haben. Lass uns erkennen, was falsch war, zeige uns, was richtig ist und hilf uns auf den anderen zuzugehen und führe uns auf dem richtigen Weg.

AMEN

Lesung aus dem Alten Testament – aus Genesis

Der Mensch wird es wohl nie lernen sich ganz an Gottes Gebote zu halten. Dafür sind Menschen einfach zu menschlich. Zum Glück schließt Gott dennoch seinen Bund mit uns. Als Zeichen des Bundes erinnert uns der Regenbogen daran.

8, 18 So ging Noah heraus mit seinen Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne, 19 dazu alle wilden Tiere, alles Vieh, alle Vögel und alles Gewürm, das auf Erden kriecht; das ging aus der Arche, ein jedes mit seinesgleichen.

20 Noah aber baute dem Herrn einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. 21 Und der Herr roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. 22 Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

9, 12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: 13 Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 14 Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. 15 Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. 16 Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. 17 Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.

Predigttext aus Mk 2, 23-28

Und es begab sich, dass er am Sabbat durch ein Kornfeld ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. 24 Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? 25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: 26 wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? 27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. 28 So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat.

Impuls – Gottes Gebote

Liebe Gemeinde, das mag ich an Jesus neben vielem anderen besonders: Er versteht es Gottes Wort so rüber zu bringen, dass es alle kapieren können. Anhand von Geschichten aus dem Alltag oder bestimmten Denkweisen seiner Zuhörer vermittelt er den Menschen einen gangbaren Weg, den sie einschlagen können. Mit einfachen Beispielen können sich seine Zuhörer eine eigene Meinung bilden und kommen meist selbst drauf, was richtig oder falsch ist. Nun sind diese Geschichten aber aus einer alten Zeit. Was damals selbstverständlich war, stammt aus heutiger Sicht aus einer anderen Welt. Doch der Kern der Aussage, worauf es ankommt, spielt auch heute noch eine Rolle für unser Leben. Doch auch heute finden wir immer wieder anschauliche Beispiele – in sozialen Netzwerken genauso wie in mancher Radioandacht oder auf Postkarten. Neulich las ich solch eine kleine Anekdote und dachte nur wie einfach es doch sein kann, Menschen den Blick zu weiten.

Eine davon erzählt, wie ein Professor seinen Studenten ein Buch zeigt und nach dessen Farbe fragt. Alle sind sich einig, das Buch sei schwarz. Doch der Professor behauptet völlig überzeugt von der eigenen Meinung, das Buch sei rot. Die Studenten lassen sich nicht umstimmen. Alle sehen ein schwarzes Buch… zumindest so lange bis der Professor das Buch rumdreht und den Studenten die rote Rückseite zeigt. Die Moral von der Geschicht´: Urteile nicht über einen Sachverhalt, bevor Du nicht alle Seiten kennst. Manchmal ist es wichtig die Perspektive zu wechseln um zu verstehen und Aussagen anderer dann auch stehen lassen zu können.

Jesus verstößt mit seinen Jüngern gegen das Gesetz. Sie halten das Ruhegebot des Sabbats nicht ein und erregen damit das Gemüt gläubiger Juden. Aus deren Sicht ist das unverzeihlich. Es ist ungeheuerlich, dass Jesus die Gesetze der Thora nicht einhält – absichtlich. Und dann zeigt er nicht einmal Reue. Das provoziert, das verletzt den Gerechtigkeitssinn. Was nimmt sich Jesus hier nur heraus? Das kann er doch nicht tun. Warum stiftet er Unruhe? Jesus sagt an keiner Stelle, dass das Gebot keinen Sinn mache, dass es keine Gültigkeit mehr habe. Aber er fordert den Perspektivwechsel. „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“

Gott gibt uns seine Gebote nicht, um uns zu gängeln, sondern um Ordnung zu schaffen. Er gibt uns Regeln an die Hand, die für Recht und Gerechtigkeit sorgen können – sofern man sich daran hält. Allerdings macht Jesus klar, dass diese Regeln auch dem persönlichen Leben dienen sollen, dass sie dem Leben und dem Miteinander nutzen sollen. Eigentlich eine tolle Sache, aber bei genauer Betrachtung wird auch schnell klar, dass das gar nicht so einfach ist. Schnell haben wir unsere Meinung von Dingen. Manche Regeln und Gebote erscheinen wir sinnvoll und halten sie gerne ein, andere sind aus unserer Sicht völlig Blödsinn und nutzen mir überhaupt nicht, schaden mir vielleicht sogar – zumindest auf den ersten Blick. Oft genug wünsche ich mir Weisheit, unterscheiden und immer richtig beurteilen zu können. Anderes liegt irgendwie auf der Hand. Unser Predigttext ist dafür ein ganz wunderbares Beispiel. Die Jünger haben Hunger, sie müssen ein existentielles Bedürfnis stillen, dem das Sabbatgebot erstmal entgegensteht. Jesus sieht, was richtig ist in diesem Moment und die Ähren werden gerauft, obwohl das unter Erntearbeit fällt. Noch heute gibt es das Sonn- und Feiertagsgesetz, das Arbeit am Sonntag erst einmal einschränkt. Doch wenn das Getreide reif und montags Regen angesagt ist, ist der Bauer gezwungen, die Ernte einzufahren – auch wenn er vielleicht lieber in den Gottesdienst gegangen wäre.

Die Bibel lehrt uns die Wahrheit zu sagen und nicht zu lügen. Stellen wir uns vor im Dritten Reich hat eine Person eine jüdische Familie bei sich versteckt, damit das Gesetz gebrochen und den Nazis gegenüber deshalb ins Gesicht geloben, um Leben zu retten. Ich denke keiner unter uns würde diese mutige Person verurteilen.

Und doch ist es im Alltag alles andere als einfach zu unterscheiden, was richtig oder falsch ist, zumal es unterschiedliche Menschen und damit auch unterschiedliche Meinungen gibt – zum Glück. Wie legen wir Gebote und biblische Weisungen aus? Wie gehen wir mit dem im Alltag um, was Jesus uns vorgelebt und mit auf den Weg gegeben hat? Wie reagieren wir auf biblische Gebote, staatliche Gesetze und auf christliche Traditionen? Wie leben Christinnen und Christen in dieser Welt? Oft gibt es kein klares Tun oder Lassen.

Heilsam kann sein, die Gesamtsituation in den Blick zu nehmen und manchmal auch die Perspektive zu wechseln. Das, was auf den ersten Blick vielleicht falsch erscheint, ist bei genauerer Betrachtung eventuell doch richtig. Das Buch hat nicht nur eine schwarze, sondern auch eine rote Seite.

Das erfordert ab und an auch das Abweichen vom eigenen Standpunkt. Dass das immer einfach ist, hat keiner gesagt. Obwohl Jesus die Pharisäer zurückweist, ist es aber durchaus wichtig, dass wir uns gegenseitig an Gottes Gebote erinnern, dass wir miteinander über Gottes Wort reden, diskutieren und es aktuell machen für unser Leben, für unsern Alltag, für unser Miteinander. All das sollte aber immer unter einer gewissen Maßgabe geschehen, nicht damit wir einander maßregeln, sondern um einander zu dienen. Lasst uns Gott um Weisheit bitten, dass wir erkennen, was gut ist und was schade. Der Wochenspruch ist hilfreich dabei und bringt auf den Punkt, wie das geschehen kann: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6, 8) AMEN.

Gebet

Wir bitten dich für die Menschen an unserem Ort. Schenke uns allen deinen Geist, dass wir die Welt gestalten, prägen und anderen beistehen können.

Wir gehören zusammen und zu Dir und beten gemeinsam:

Vater unser im Himmel…

Segen

Der Herr segne Euch und behüte Euch. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Euch und sei Euch gnädig.