Gottesdienst für Zuhause am 4. Sonntag nach Trinitatis

Gottesdienst am 4. Sonntag nach Trinitatis für Zuhause

Lied: EG 503,1.8.12 Geh aus mein Herz

Begrüßung und Votum

„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal 6,2) Mit diesem Satz starten wir in die neue Woche und in diesen Gottesdienst. Heute geht es um unsere Verantwortung füreinander, für unser Miteinander auch als Gemeinde, für diese Welt und nicht zu vergessen auch für uns selbst. Wie und was können wir tun in einer Welt, in der manches aus dem Gleichgewicht geraten scheint. Jede und jeder ist gefragt – doch wir haben einen starken Helfer an unserer Seite. In seinem Namen kommen wir hier und Zuhause zusammen und feiern Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

Eingangsgebet/-psalm

Manchmal frage ich, bist Du da Gott?

Bist Du da, wenn wir nichts zu bewirken vermögen gegen Unrecht, Unheil, Schuld?

Bist Du da, wenn mich Angst befällt, wie es weitergehen kann?

Bist Du da, wenn alles ungerecht scheint und manchem unter uns zu viel aufgeladen wird?

Bist Du da, wenn wir uns abmühen und es doch nichts zu bringen scheint?

Bist Du da, wenn ich krank bin, mich einsam oder ausgeschlossen und abgehängt fühle.

Bist Du da, wenn ich mutlos bin und mir alles zu groß, zu verfahren, zu aussichtslos erscheint.

Ich rufe zu Dir Gott, weil ich darauf vertraue: Ja, Du bist da!

Ich weiß: „Am Tag schenkt der HERR mir seine Güte und bei Nacht dank ich ihm mit einem Lied – mit einem Gebet zum Gott meines Lebens! Wenn ich nur sein Angesicht schaue, hat mir mein Gott schon geholfen.“ Psalm 42

AMEN

Lied: NL 93 Wo Menschen sich vergessen

Impuls

Liebe Gemeinde, heute kommt Paulus mit dem erhobenen Zeigefinger daher – so scheint es zumindest, wenn man seinen Text aus dem Römerbrief liest. Er gibt 5 Ratschläge für´s Leben bzw. für unser Miteinander, dabei wäre jeder einzelne eine extra Predigt wert.

Ich den Text deshalb mal auf Plakate geschrieben.

Lesung Römer 12,17-21

  1. Vergeltet Böses nicht mit Bösem.
  2. Habt den anderen Menschen gegenüber stets nur Gutes im Sinn.
  3. Lebt mit allen Menschen in Frieden – soweit das möglich ist und es an euch liegt.
  4. Nehmt nicht selbst Rache, meine Lieben. Überlasst das vielmehr dem gerechten Zorn Gottes. In der Heiligen Schrift steht ja: »›Die Rache ist meine Sache, ich werde Vergeltung üben‹ – spricht der Herr.«
  5. Im Gegenteil: »Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen. Wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust. Dann wird es ihm bald Leid tun, dein Feind zu sein.«

Dann fasst Paulus noch in einem Satz zusammen wie das gehen kann: Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!

Liebe Gemeinde, das was Paulus da sagt, kann ich voll und ganz unterschreiben. Ich gebe ihm vollumfänglich recht. ABER kann ich das auch? Bin ich stark genug, dem Bösen wirklich immer mit Gutem zu begegnen. Das ist ein ganz schön hoher Anspruch. Das fängt schon damit an, wenn ich abends die Nachrichten im Fernsehen anschaue. Da leben Menschen wie Du und ich in Freiheit. Doch dann ändern sich die politischen Verhältnisse, die Pressefreiheit wird eingeschränkt und laut die eigene Meinung zu äußern kann ins Gefängnis führen – auch dann, wenn man friedlich demonstrierend auf die Straße geht.

In Ländern, die industriell, demokratisch und menschenrechtlich eigentlich schon weit gekommen sind, brodelt Rassismus hoch, wird Macht missbraucht und so manches Denken wieder salonfähig, von dem ich niemals gedacht hätte, dass dies im 21 Jahrhundert in einer westlichen Industrienation möglich wäre.

In einem Küstenland der EU wird eine Kapitänin verhaftet und unter Hausarrest gestellt, weil sie Menschenleben rettet und Flüchtlinge nicht ertrinken lässt.

Mitten in Deutschland werden Rettungskräfte angepöbelt und zum Teil körperlich angegangen, weil sie zu Hilfe eilen und dabei dem Objektiv der Smartphonekamera im Weg stehen.

Nur wenige Kilometer von uns entfernt, eskaliert die Gewalt und Polizisten werden grundlos angegriffen.

Ganz zu schweigen von Hass und Hetze in so manchem Kommentar in den sozialen Netzwerken, wo sich viele hinter der Anonymität verstecken und andere völlig ungeniert auch in machtvoller Position hemmungslosen Mist erzählen, Katastrophen leugnen oder Menschen verunglimpfen inklusive sie in gleich in gut und böse zu kategorisieren.

Da sitze ich teilweise fassungslos vor den Schlagzeilen und denke nur: Geht´s noch, Leute? Was ist da los? In was für einer Welt leben wir denn bitte?

„Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ Ja, geht das denn so einfach? O.k. zugegeben, von einfach hat Paulus nichts gesagt. Ich stimme Paulus immer noch zu und als Christin habe ich auch den Anspruch an mich selbst, dass ich mit Gutem etwas in der Welt bewirken will und bestimmt auch kann. Die Geschichte und auch meine eigene Erfahrung zeigt mir, dass das durchaus funktionieren kann – große Friedensbewegungen von Martin Luther King oder den Montagsdemonstrationen machen mir Mut.

Hinzu kommt da aber auch noch mein ganz persönlicher Lebensstil. Schaffe ich es, immer das „Gute“ zu tun und das „Böse“ zu lassen? Ich freue mich beispielsweise, wenn möglichst viele Menschen mögen und hasse es unangenehme Wahrheiten auszusprechen – und doch ist es zum Wohl des Guten manchmal notwendig. Ich fliege nicht besonders gerne und weiß, dass das schlecht für die Umwelt ist und doch sehe ich gerne die Welt. Die Frage ist, wie komme ich mit einem „guten“ klimaneutralem Fußabdruck ans Ziel oder muss ich Zuhause bleiben? Ich esse gerne auch mal ein gutes saftiges Steak. Ich will darauf achten, dass es Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ist und alle Beteiligten auch anständig bezahlt werden. Ich weiß aber, dass sich das nicht alle leisten können. Ich gehe auch gerne mal shoppen. Immer öfter frage ich mich, kann ich das völlig unbeschwert tun ohne ständig zu hinterfragen, wo wer für wieviel Geld, unter welchen Arbeitsbedingungen und mit welchen Umweltmaßnahmen das Objekt meiner Begierde hergestellt hat? Ich will mir Zeit nehmen für meine Gemeinde, für meine Familie, für meine Freunde und auch für mich, doch allzu oft sitzt mir der Terminkalender im Nacken und für irgendeinen ist es nicht gut. Ich will Verantwortung übernehmen, ich will meinen Kindern eine gute Welt hinterlassen und doch stoße ich immer wieder an meine Grenzen – von Unwissenheit, mangelnder Bereitschaft und Dingen, die einfach nicht in meiner Hand liegen. Und doch sind Paulus´ Ratschläge unverzichtbar für diese Welt und für unser Miteinander. Gerade weil das aber so schwierig ist, ist es wichtig, dass wir es alle versuchen und unser Bestes geben. Denn wenn jeder an seinem Platz in dieser Welt, das seine dazu beiträgt, dann ist schon viel Böses mit viel Gutem überwunden. Wenn wir es gar nicht erst versuchen, hat das Böse schon gewonnen. Drum „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ AMEN

Lied: EG 618 Vergiss nicht zu danken

Fürbitten

Ja Gott, Du bist da. Darauf will ich vertrauen. Deshalb komme ich zu Dir, mit allem, was mich bewegt.

Krankheit und Leid gehören zu unserem Leben. Bring Du Heilung, Kraft im Aushalten und Loslassen.

Der Tod nimmt uns immer wieder liebe Menschen. Wir wissen, dass unsere Zeit in Deinen Händen hält. Stärke uns in der Hoffnung auf das ewige Leben und schenke Trost.

Wir tragen Verantwortung für unsere Mitmenschen, für Deine Schöpfung, für uns. Hilf uns, dass wir umdenken, wo es nötig ist, dass wir uns für den richtigen Umgang einsetzen und schenke uns Möglichkeit im Kleinen wie Großen dieser Verantwortung nachzukommen.

Manchen Menschen wird Macht anvertraut zum Wohle vieler. Lass sie diese nicht missbrauchen, sondern lass sie verantwortlich mit dieser Macht umgehen.

Gott, oft sehen wir, was gut wäre, sind aber selbst nicht mutig genug. Beschenke jeden einzelnen mit Deinem guten Geist, der verändern, trösten, versöhnen, stärken, anprangern und lieben kann.

Wir dürfen auf Dich vertrauen und beten gemeinsam:

Vaterunser

Vater unser im Himmel. / Geheiligt werde Dein Name. / Dein Reich komme. / Dein Wille geschehe, / wie im Himmel, so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute. / Und vergib uns unsere Schuld, / wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. / Und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Mit einem Gebet von Franz von Assisi gehen wir in die kommende Woche

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich liebe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo Streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel droht;

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;

dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,

nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;

nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;

nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;

wer sich selbst vergisst, der findet;

wer verzeiht, dem wird verziehen;

und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

So segne und behüte Euch Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.