Palmsonntag – Gottesdienst für Zuhause

Jesus zieht in Jerusalem ein – Hosianna

Gemeinsam Gottesdienst feiern. – Liedblatt für einen Gottesdienst für Zuhause

Lied: EG 577 Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Beginn

Jeden Sonntag läuten die Glocken zum Gottesdienst. Das wollen wir auch weiterhin so halten. Doch anstatt in der Kirche zusammen zu kommen, feiern wir im kleinen Kreis Zuhause Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heilgen Geistes. Wir brauchen nur wenig.

Mindestens eine Person, die sich Zeit nimmt, mit Gott ins Gespräch zu kommen.

Einen Ort, an dem wir zur Ruhe kommen können.

Eine Kerze, denn Jesus Christus ist das Licht der Welt, das auch in unserem Leben leuchten will.

Eine Bibel, denn Gottes Wort will ein Licht auf unserem Weg sein.

Ein Kreuz, denn Jesus Christus verspricht: Ich bin immer bei Euch bis an der Welt Ende.

Ein Lied, denn unsere Lieder, sie singen von Segen, Hoffnung, von Gemeinschaft, von Trost und dem Halt im Glauben.

Ein Gebet:

Der „Psalm“ zum Palmsonntag ist heute ein neutestamentlicher Text aus Philipper 2

6 Von göttlicher Gestalt war er. Aber er hielt nicht daran fest,

Gott gleich zu sein – so wie ein Dieb an seiner Beute.

7 Sondern er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an.

Er wurde in allem den Menschen gleich. In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch.

8 Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz.

9 Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht: Er hat ihm den Namen verliehen, der allen Namen überlegen ist.

10 Denn vor dem Namen von Jesus soll sich jedes Knie beugen

– im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.

11 Und jede Zunge soll bekennen:

»Jesus Christus ist der Herr!«

Das geschieht, um die Herrlichkeit Gottes, des Vaters, noch größer zu machen.

Gebet

An Palmsonntag denken wir daran, wie Jesus nach Jerusalem einzog. Er will auch bei uns Einzug halten und uns mitnehmen auf seinen Weg. Damals legten ihm die Menschen Palmzweige und Kleider vor die Füße. Doch wir dürfen ihm auch alles hinlegen, was uns beschäftigt – Freude und Dank, Last und Sorge legen wir ihm Gebet vor ihm ab.

Herr, Jesus Christus, wir kommen vor Dich mit allem, was wir erlebt haben, mit dem, was uns freut, mit dem, was uns belastet. Es ist keine einfache Zeit, in der wir gerade leben, mit der wir zurechtkommen müssen. Ungewissheit und Sorge begleitet uns. Mancher leidet unter der Isolation, unter dem Mangel an Kontakten. Lass uns den Blick für alles Gute nicht verlieren und schenke uns Gründe, dankbar zu sein. Gib uns Geduld, auszuhalten, was auszuhalten ist und Mut nach vorne zu sehen – voller Zuversicht und Hoffnung. Stärke uns in der Gewissheit, dass wir niemals alleine sind, denn Du willst an unserem Leben teilhaben, Du willst uns nahe sein. So sei jetzt unter uns, wenn wir diesen Gottesdienst feiern – jeder für sich und doch miteinander verbunden durch Dich. AMEN

Lesung Joh 12, 12-19

12 Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme,

13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!

14 Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht (Sacharja 9,9):

15 »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.«

16 Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.

17 Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat.

18 Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan.

19 Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.

Lied: EG 314,1-6 Jesus zieht in Jerusalem ein

Impuls

Jesus, Jehoschua das heißt der HERR ist Hilfe, der HERR rettet. Gott schickt seinen Sohn zur Hilfe und Rettung für uns in diese Welt – mitten hinein in alles Gute, alles Tolle, alles Bewegende, in alles Leid, allen Kummer, alle Klage. Und die Menge jubelt ihm zu: „Hosianna! Hilf doch!“ Jesus kommt zum Passahfest nach Jerusalem. Das Volk erwartet durch ihn die Hilfe Gottes, die alles verändern würde. Sie warten auf einen, der sie, das unterdrückte Volk, von der Herrschaft der Römer befreien würde. Doch mancher wurde enttäuscht, weil Jesus das Leid und die Not der Menschen nicht wie gewünscht aus dieser Welt nahm. An Karfreitag wird der Traum von einer heilen Welt, die Hoffnung zerstört. Auf den ersten Blick ist es ein vernichtendes Urteil, das da über den Messias gefällt wird. Und doch – die Hilfe kommt durch Jesus Christus in diese Welt. Sie ist nur von ganz anderer Art als die Menschen es erwartet haben, es ist göttliche Hilfe, die nicht nur im Moment hilft, sondern von Dauer ist – Hilfe, die über die Sorge, das Leid und sogar den Tod hinausblickt. Doch das ahnen die Menschen noch nicht, als sie Jesus bei seinem Einzug wie einen König feiern und sie sich wenig später alle von ihm abwenden – selbst die Jünger. Und wir? – wie würden wir heute einen empfangen, der so wie Jesus damals vom Reich Gottes redet. Wie würden wir heute einen empfangen, in dem wir die Lösung aller Probleme sähen?

Jesus käme und der Coronavirus würde weichen und mit ihm die Einsamkeit, die Sorge um nicht ausreichende Schutzkleidung, die Angst um den Arbeitsplatz und die eigene Existenz, genauso wie die Furcht um die Gesundheit.

Jesus käme und Klimawandel, Kriege, Flüchtlinge und Unterdrückung wären Schnee von gestern.

Jesus käme und persönliches Leid wäre einfach von uns genommen, die Welt um uns herum wäre einfach gut und in Ordnung.

Jesus kommt. Auch zu uns. Als Christen glauben wir daran, dass ER der der lang ersehnte Messias ist und dass er mit uns durchs Leben geht, das er auch bei uns einzieht, in unserem Ort, in unserem Leben, in unserem Herzen. Doch die Realität hat sich augenscheinlich nicht geändert. Der Coronavirus, die Ungerechtigkeit und das Leid der Welt und im persönlichen Umfeld, Krankheit, Tod, Trauer und Sorgen sind harte Fakten, mit denen wir zurechtkommen müssen.

Als das Volk das merkt, ruft es nur wenige Tage nach seinem Einzug in Jerusalem „kreuzigt ihn!“. Was rufen wir ihm zu? Was ist mit uns? Was tun WIR, wenn die Situation brenzlig wird, wenn wir erkennen, es ist nicht alles gut in dieser Welt, auch nicht, wenn ich mit Jesus Christus durchs Leben gehe, auch nicht, wenn ich glaube und ich gewiss bin, dass Gott an meiner Seite ist und mich nicht verlässt. Wie geht es mir mit dieser Erkenntnis?

Das Volk jubelt Jesus als König zu. ER passt so prima in ihr Wunschbild eines charismatisches »religiösen Superstars«, der einem sofort zur wunderbaren Erfahrungen der göttlichen Hilfe im Leben verhilft. Hat ER doch geheilt und auf so eindrückliche Weise von Gottes Reich erzählt.

Ein wenig kann ich die Stimmung des Volkes nachvollziehen, wenn ich an unsere heutige Welt denke. Gerade wenn es schlecht um einen steht, hängt man sich gerne an einen Rettungsanker. Man setzt seine Hoffnung in Personen, die fähig erscheinen, die Lage zu ändern. Heute warten wir nicht auf die Erlösung von der tyrannischen römischen Herrschaft, wohl aber auf weise Politiker, die die Lage richtig einschätzen, beherzt handeln und vor allem das Richtige tun. Wir wünschen uns fähige Wissenschaftler, die möglichst schnell den ersehnten Impfstoff entwickeln. Wir brauchen dringend Personen, die einen sog. systemrelevanten Beruf ausüben. Und genau wie damals tut es gut, jemanden zu haben, der einem in der ganz persönlichen Notlage zur Seite steht und Auswege zeigt. Ja, die Welt benötigt Menschen, die uns aus der Krise herausführen. Wir dürfen um sie und für sie beten – jeden Tag. Wir dürfen uns sicher sein, Jesus kommt, auch mitten hinein in unsere Not. Doch er wählt nicht den Weg eines weltlichen, mächtigen Königs, sondern den des göttlichen, allmächtigen Herrschers. So paradox das auch klingen mag: Dieser wählt den Weg der Niedrigkeit. Das beginnt an Weihnachten mit der Geburt eines Säuglings im Stall, der in eine Futterkrippe gebettet wird. Das geht weiter, wenn er in Frieden auf einem Eselsfüllen nach Jerusalem einzieht und endet mit dem Tod am Kreuz. Wobei das Ende eigentlich erst der Anfang ist. Der Anfang von etwas Neuem, der Erlösung, der Rettung und des Weges ins Ewige Leben.

Das Volk jubelt dem König zu. Vor ihnen steht der König Israels, aber so anders als ihn sich die Menschen damals gewünscht haben. Jesus wird schmerzvoll erfahren, wie die Stimmung der Menge kippt. Wie aus dem hoffnungsvollen Hosianna – „hilf doch“, ein unbarmherziges »kreuzige ihn« wird. Doch in seiner Leidenserfahrung ist er gerade denen nahe, denen es schlecht geht. Nein, der Hilferuf an Jesus, Beten ist kein Erfüllungsautomatismus, der nach dem Muster funktionieren würde: Wunsch beten und Gott lässt alles in Erfüllung gehen. Aber ich bin mir sicher, dass Gott mein Gebet erhört. Sonst würde uns Jesus wohl kaum dazu auffordern: „Bittet, so wird Euch gegeben.“ Ich will mich einreihen bei denen, die Jesus nachfolgen wie die Jünger. Denn ich glaube, dass ER der König isst, der diese Welt samt mir fürsorglich regiert. Jesus, das heißt der HERR ist Hilfe. Gott schickt seinen Sohn zur Hilfe für uns in diese Welt – mitten hinein in alles Gute, alles Tolle, alles Bewegende, in alles Leid, allen Kummer, alle Klage. Damals wie heute. Und die Menge jubelt ihm zu. Auch ich darf mich einreihen unter denen, die ihm zujubeln und rufen: „Hilf doch!“, obwohl nicht alles so werden wird, wie ich mir das vorstelle. Auch wenn sich Jesu Hilfe nicht in irgendeine Schublade meiner Erwartungshaltung hineinzwängen lässt, darf ich doch zuversichtlich darauf vertrauen, DASS er helfen wird.

AMEN.

Lied: EG 97 Kreuz auf Jesu Schultern

Fürbitten

Hosianna! Hilf doch, wenn ich nicht weiter weiß.

Hosianna! Hilf doch, wenn wir auf der Suche nach Möglichkeiten sind, gegen den Coronavirus anzukämpfen.

Hosianna! Hilf doch, wenn ganz persönlicher Schmerz mich trifft.

Hosianna! Hilf doch, wenn ich mich einsam fühle.

Hosianna! Hilf doch, wenn ich einen geliebten Menschen vermisse und um ihn trauere.

Hosianna! Hilf doch, wenn ich mit meiner Kraft am Ende bin.

Hosianna! Hilf doch – danke Gott, dass ich mit Deiner Hilfe rechnen kann, dass Du auch zu mir kommst; in mein Leben, in alles, was mich bewegt. Gelobt sei der, der da kommt im Namen des HERRN. AMEN

Vaterunser

Lied: Meine Hoffnung

Meine Hoffnung und meine Freude
Meine Stärke, mein Licht
Christus meine Zuversicht
Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht
Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

Segen

Der HERR segne dich und behüte dich;

der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;

der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. AMEN